Atomare Aktionen sind ein eigens entwickeltes Konzept zur Darstellung von Bedienhandlungen mit der Computermaus. Sie erlauben nicht nur den Vergleich unterschiedlicher Anwendungssoftware (in Bezug auf die Mausbedienung), sondern erleichtern auch den Test von Zeigegeräten.
Im vorherigen Teil wurde die Frage aufgeworfen, wie einzelne mausbasierte Bedienoberflächen zu körperlichen Schäden führen können, während dies bei anderen nicht der Fall ist.
Bei näherer Betrachtung sind dies zwei Fragen:
Spoiler-Warnung: Welcher Teil schädlich ist, werden wir im Rahmen dieser Artikelserie nicht erfahren. Die Wissenschaft scheint sich mit diesem Thema noch nicht befasst zu haben, wie eine (kurze) Literaturrecherche ergab, und meine eigenen Untersuchungen befassen sich vorwiegend mit der Frage des objektiven Vergleichs.
Für den objektiven Vergleich unterschiedlicher mausbasierter Bedienoberflächen wurde das Konzept der „atomaren Aktionen“ entwickelt. Dessen Nutzen wird am Ende dieses Artikels (hoffentlich) deutlich.
„Eine ‚atomare Aktion‘ ist eine Maushandlung, die sich nicht unterbrechen lässt, ohne dass ein unerwünschtes Ergebnis eintritt. Atomare Aktionen lassen sich durch Aktionsdiagramme darstellen.“
Die wohl bekannteste atomare Aktion ist drag & drop, z.B. beim Verschieben von Dateien in einem Dateimanager. Sie lässt sich wie folgt beschreiben:
Die Punkte 1…3 dürfen nicht unterbrochen werden: Wird die linke Maustaste losgelassen, bevor der Ziel-Bildschirmbereich erreicht ist, wird die Datei nicht an den gewünschten Ort verschoben. Im Gegenteil: Vermutlich wird sie an einen unerwünschten Ort kopiert oder verschoben. Nicht selten ist die Bestrafung des Nutzers für den vorzeitigen Abbruch einer atomaren Aktion deutlich größer, als wenn sie erst gar nicht gestartet worden wäre.
Atomare Aktionen wie im vorherigen Abschnitt textlich darzustellen ist dröge, fehlerträchtig und es droht die Gefahr, sich in Details zu verlieren. Einfacher und übersichtlicher wird es mit den eigens entwickelten Aktionsdiagrammen.
Abbildung 3 zeigt das im folgenden verwendete Farbschema: Betätigungen der linken Maustaste werden blau, Betätigungen der rechten Maustaste rot dargestellt. Bewegungen auf dem Bildschirm, die keine Betätigung einer Maustaste erfordern, werden grün dargestellt.
Bildschirmbereiche, innerhalb derer eine bestimmte Betätigung erforderlich ist, werden schwarz gestrichelt dargestellt.
Wird die oben aufgezählte atomare Aktion drag & drop als Aktionsdiagramm dargestellt, ergibt sich Abbildung 4:
Neben dem offensichtlichen Nutzen — einen langen, unübersichtlichen Text durch einige wenige Striche zu ersetzen — bieten die Aktionsdiagramme noch einen weiteren: Die Größe der „erlaubten Bereiche“ kann gleichzeitig dargestellt werden und bietet eine sehr eindringliche Darstellung der erforderlichen Positioniergenauigkeit des Mauszeigers. Für die Diskussion einer konkreten Nutzeroberfläche sind sie sehr schnell in einen screenshot eingezeichnet.
Das Identifizieren atomarer Aktionen wie z.B. drag & drop und ihre Darstellung als Aktionsdiagramme ist kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel. Ziel dieser Untersuchungen ist es immer noch, die Suche nach dem optimalen Zeigegerät für den eigenen Anwendungsfall zu erleichtern.
Zähle ich in meiner eigenen Desktop-Umgebung die Anzahl der Anwendungsprogramme mit Mausbedienung, die ich häufig länger als zwei Stunden am Stück benutze, komme ich auf grob dreißig.
Insgesamt habe ich (ursprünglich) 18 Zeigegeräte getestet.
Will ich dreißig Anwendungsprogramme mit jeweils 18 Zeigegeräten jeweils (nur) zwei Stunden testen, dauert dies nicht nur einige Wochen — die Tests lassen sich auch kaum in den normalen Arbeitsalltag integrieren. Kann ich dagegen die Bedienhandlungen, die besonders anstrengend/kritisch sind, schon im Vorhinein identifizieren, können auch die Zeigegeräte sehr gezielt getestet werden.
Nicht jeder hat Lust, aus der Suche nach einer neuen Computermaus eine Wissenschaft zu machen. Deswegen werden im nächsten Teil dieser Artikelreihe die gängigsten atomaren Aktionen und die Anwendungsprogramme, in denen sie häufig vorkommen, mundfertig aufbereitet dargestellt.Weiter zu Teil 3: Übersicht über Aktionen und Software