Bislang habe ich Schrittmotoren, passend zu ihrer Farbgebung, immer als black box betrachtet. Bei einem Defekt kann der Blick ins Innere aber durchaus lohnen.
Ein defekt gelieferter Schrittmotor kann ein Bastelprojekt ganz schön zurückwerfen — insbesondere, wenn er eine lange Reise zurückgelegt hat, und in den nächsten Wochen gewiß kein Ersatz zu bekommen ist. Bei meinem Schrittmotor war zwischen keiner der beiden Phasen ein Widerstand oder eine Induktivität zu messen. Wie es bei solchem Billigkram ist: Der Händler erwartet gar keine Rücksendung, sondern die Verschrottung des defekten Teils.
Da es durchaus interessant ist, wie ein moderner Hybrid-Schrittmotor von innen aussieht, wurde vor dem Verschrotten der Rückenschild abgenommen. Optisch ist kein Unterschied zu einem alten Reluktanzmotor zu erkennen. Unklug wäre es allerdings gewesen, den Läufer herauszuziehen, da die Neodym-Magnete durch eine Unterbrechung des elektrischen Flusses sofort für immer einen erheblichen Teil ihrer magnetischen Feldstärke einbüßen.
Beide Spulen zeigen Durchgang, nur die Verbindung zum Steckverbinder ist unterbrochen. Ein Blick durch das Mikroskop zeigt einen breiten Riß in fünf der sechs Lötpads des Steckverbinders.
Einen Versuch ist es wert. Mit Entlötlitze werden die Pads vorsichtig bestmöglich entzinnt. Jetzt darf blos keine Lötperle in den Luftspalt fallen…
Das Flicken mit Draht ist nur ein Notbehelf: Da sich das Lötzinn vom Pad nur unvollständig entfernen läßt, bildet sich mit dem Reparatur-Lötzinn eine unbekannte Legierung mit unbekannter Temperatur- und Vibrationsbeständigkeit. Um das Bastelprojekt nicht wieder für vier Wochen auf Eis legen zu müssen, sollte es aber reichen.