Teleneiger — Teil 1

Ein nicht allzu kleines Teleobjektiv läßt sich mit einem Kugelkopf auf dem Stativ nicht besonders bequem ausrichten. Ein schnelles Zielen kann man komplett vergessen. Ein Teleneiger (auch „Affenschaukel“, „kardanische Aufhängung“ oder „gimbal head“ genannt) verspricht hier Abhilfe. Im ersten Teil wird ein improvisierter, extrem billiger Teleneiger beschrieben, der sich schnell nachbauen läßt und insbesondere dazu eignet, diese Art von Stativkopf praktisch auszuprobieren.

Skizze: Prinzip Teleneiger
Prinzip des Teleneigers: Die Mittelachse des Objektivs befindet sich auf oder unter der Drehachse. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Ein Teleobjektiv ist zweifelsohne eine feine Sache. Nur leider ist es oft so schwer, daß es sich mit dem einfachen Kugelkopf, wie er für eine leichtere Kamera gut geeignet ist, nur sehr schwer ausrichten läßt. Die passende Friktionseinstellung, mit der die schwere Kombination noch vertrauenswürdig gehalten werden kann, läßt einfach keine einfache Verstellung mehr zu.

Ein Teleneiger ist eine kardanische Aufhängung, bei der die Drehachsen entweder durch den Schwerpunkt der Kamera-Objektiv-Kombination gehen, oder sogar leicht oberhalb liegen. Damit ist ein Umkippen des Stativkopfes auch im ungeklemmten Zustand nahezu ausgeschlossen. Da die Drehachsen nur leicht oder gar nicht geklemmt werden müssen, ist wiederum das Zielen deutlich einfacher.

Soweit geht die Theorie. Es bleibt allerdings die Frage, ob das Ganze wirklich so handlich ist, wie es Theorie und Werbung versprechen. Da ein Teleneiger entweder eine kostspielige Anschaffung ist oder zumindest recht viel Aufwand im Selbstbau kostet, wäre es doch schön, wenn man den Nutzen vorher ohne viel Aufwand ausprobieren könnte.

Teleneiger — quick & dirty

Foto: Teleneiger quick & dirty
Teleneiger quick & dirty: Ein Regalwinkel, eine Schnellwechselplatte, ein Schnellwechselplattenhalter und ein paar Schrauben ergeben eine vertrauenswürdige Halterung für das Teleobjektiv. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Foto: Teleneiger quick & dirty
Teleneiger quick & dirty: Die Schnellwechselplatte ist einfach mit zwei Holzschrauben unter den Holzwinkel geschraubt. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Die hier vorgestellte Variante eines Teleneigers ist vor allem eins: billig und schnell gemacht. Trotzdem ist sie ausreichend vertrauenswürdig, daß man ihr seinen heißgeliebten Fotoapparat mit dem ebenso geliebten Teleobjektiv bedenkenlos anvertrauen kann. Immerhin wiegen beide zusammen mehr als 2,5kg.

Aufbau

Ein Winkel aus geleimtem Sperrholz aus dem Baumarkt, der normalerweise für den Bau von Regalen Verwendung findet (z.B. „Thor” 190 × 140 × 30mm von Hornbach), bildet eine solide Basis. Solange das Holz trocken und unbeschädigt bleibt, ist es mir trotz meiner nicht unerheblichen Körperkraft nicht möglich, diesen Holzwinkel auch nur fühlbar zu verbiegen.

Am oberen Arm wird eine kleine Bohrung (Ø 6,5mm), angebracht, in der eine Schnellwechselplattenhalterung mit einer 1/4-Zoll-Schraube befestigt wird. Wichtig sind hier Unterlegscheiben und daß die Mutter sorgfältig gekontert wird — denn dies bildet die Drehachse, an der das ganze Gerät hängt. Besonders genau muß die Achse nicht eingestellt werden, denn — wie sich später herausstellt — das System ist prächtig ausgependelt.

Am Teleobjektiv wird Maß genommen und am Winkel angezeichnet, damit später die Schwenkachse ebenfalls durch die Objektivmittelachse läuft.

Mit zwei Holzschrauben wird eine Schnellwechselplatte sorgfältig (Vorbohren nicht vergessen!) unter den Winkel geschraubt. Und damit ist der schnelle Aufbau auch schon fertig.

Benutzung

Foto: Teleneiger mit Teleobjektiv
Mit ein wenig schwarzer Farbe outet man sich nicht so schnell als Bastler. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der Teleneiger wird auf dem arretierten normalen Stativkopf befestigt, der damit die Schwenkbewegung erlaubt. Die Kamera-Objektiv-Kombination wird mit der Objektivschelle in der seitlichen Schnellwechselplattenhalterung befestigt. Das Ganze läßt sich jetzt einfach auspendeln, so daß sie in jeder Neigung stehenbleiben.

Schwächen der quick & dirty-Konstruktion

Erkenntnisse durch die quick & dirty-Konstruktion zusammengefaßt

Persönlich konnte ich durch das Nutzen dieser Konstruktion folgende Erkenntnisse gewinnen:

Fazit

Primär dient der quick & dirty-Teleneiger dazu, das Konzept auszuprobieren, ohne direkt in eine teure Anschaffung oder viel Zeit zu investieren. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier schon um voll nutzbares Fotozubehör handelt, das auch praktisch verwendet werden kann, wenn einem das etwas rustikalere Aussehen nichts ausmacht. Mit einer entsprechenden Lackierung sollte sich das Ganze sogar dauerhaft nutzbar sein, und wenn die Lackierung schwarz ist, fällt der Selbstbauaspekt auch nicht mehr so auf.

In Teil 2 wird ein Teleneiger aus Metall beschrieben.

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