Fein Multimaster

Eine Oszillationssäge: Entweder, man kennt dieses Werkzeug nicht, oder man liebt es. Zumindest für die Holzbearbeitung vereinfacht es viele Arbeiten, die mit Handsäge und Beitel sehr mühsam sind. Der Fein Multimaster ist der Begründer dieser Werkzeuggattung. In der aktuellen Version mit „Starlock“-Verschlußsystem ist er allerdings mit etwas Vorsicht zu genießen.

Foto: Multimaster und Rasierer
Das Problem mit neuem Spielzeug: Man will es auch dort einsetzen, wo das althergebrachte Werkzeug besser geeignet wäre. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Eine Oszillationssäge ist hervorragend für Arbeiten an weichen Werkstoffen wie Holz und Gips geeignet. Sie ermöglicht auf relativ ungefährliche Weise genaue Tauchschnitte. Nebenbei kann sie noch als Deltaschleifer genutzt werden — doch in diesem Bereich liegen eindeutig nicht ihre Stärken.

Der Fein Multimaster FMM 350 QSL ist derzeit im Rahmen einer Promotion-Aktion für einen vernünftigen Preis erhältlich. Er unterscheidet sich von seinem Vorgängermodell insbesondere durch eine geänderte Sägeblattaufnahme.

„Starlock“-System

Foto: Multimaster Starlock-Adapter
Sägeblatt mit „Starlock“-System (links) und zwei günstige Sägeblätter, (Mitte und rechts), wie sie für viele andere Oszillationssägen verwendet werden. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Das „Starlock“-System wurde 2016 von Fein und Bosch eingeführt. Neue Modelle der Oszillationssägen dieser beiden Hersteller sind damit ausgestattet und untereinander kompatibel. Das System ist patentiert, und hat die interessante Eigenschaft, daß sich neue Sägeblätter mit dem „Starlock“-System auch auf alten Oszillationssägen nicht nur von Fein und Bosch, sondern auch vielen anderen Herstellern nutzen lassen. Die neuen Oszillationssägen dieser beiden Hersteller aber nur mit Sägeblättern dieses Systems betrieben werden können.

Kurz: Teure Sägeblätter von Bosch und Fein können mit Billig-Oszillationssägen genutzt werden, billige Sägeblätter von Drittherstellern aber nicht mit den hochwertigen Geräten dieser beiden Hersteller.

Damit drängt sich die Vermutung auf, daß diese beiden Hersteller sich künftig am Geschäftsmodell der Druckerhersteller orientieren wollen. Zumindest ist der „Multimaster“ mit dem neuen Verschlußsystem zu sehr moderaten Preisen erhältlich, während die Sägeblätter mit dem patentieren Verschlußsystem deutlich teurer als solche sind, die mit älteren Modellen kompatibel sind.

Ist das reine Geldmacherei? Das ist schwer einzuschätzen. Immerhin hat das „Starlock“-System tatsächlich Vorteile. Insbesondere läßt sich auch bei heißem Sägeblatt ein Wechsel in deutlich weniger als zwei Sekunden vornehmen. Damit läßt es sich natürlich auch schnell und unkompliziert schwenken. So ist insbesondere in beengen Situationen halbwegs angenehme Arbeit möglich.

Außerdem lassen sich Sägeblätter mit dem „Starlock“-System sicherlich auch etwas billiger herstellen. Während die alten (sägeblattseitigen) Aufnahmen aus zwei Stanzteilen bestehen, die aufeinandergeschweißt, -genietet oder verstemmt sind, besteht sie beim „Starlock“-System einfach aus einem einzigen Stanz-Biegeteil.

Die „verbesserte Momentenübertragung“ halte ich übrigens für reines Marketing-Geschwätz: Die formschlüssige Verbindung des älteren „Quick-In“-Verschlusses dürfte für Vibrationssägen mittlerer Leistung völlig ausreichen.

Das Patent

Da das System als patentiert beworben wird, ist in der nächsten Zeit nicht mit billigen Nachbauten zu rechnen. Adapter zu billigeren Werkzeugsystemen dürften in der nächsten Zeit auch nicht auf dem Markt auftauchen: Es wäre schon merkwürdig, wenn die Patentinhaber desbezüglich Lizenzen vergeben würden oder gar solche Adapter selbst herstellten.

Eventuell könnte das Patent umgangen werden, indem auf einzelne Merkmale verzichtet wird. Kandidaten hierfür wären:

Leider läßt sich die Patentschrift für dieses System nicht finden. Damit ist es schwer zu beurteilen, ob hier etwas machbar ist.

Daraus folgt: Die Anfertigung eines Adapters vom „Starlock“-System ist nur für die eigene Verwendung erlaubt. Verkauft oder verschenkt werden dürfte ein solcher Adapter nicht. Das wäre eine Patentverletzung. Sprich: Will man billige Sägeblätter an den aktuellen Oszillationssägen von Bosch oder Fein nutzen, muß man den Adapter selbst bauen.

Der Adapter

Foto: Multimaster Starlock-Adapter
Der Adapter (Mitte) bildet den Zwölfkant als zweidimensionale Außenkontur ab, während der Stern des „Starlock“-Werkzeugs (rechts) nur als runde Bohrung abgebildet wird. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Bei der Anfertigung des Adapters ist Präzision absolute Pflicht. Ein unpräziser Adapter kann die Werkzeugaufnahme an der Maschine beschädigen, und der Hersteller hat dann auch das gute Recht, eine Garantiereparatur abzulehnen.

Den Adapter darf man weder verkaufen noch verschenken. Siehe oben.

Denkbar sind drei Varianten:

Die erste Variante hat sich als recht schwierig erwiesen — trotz Vorhandenseins einer CNC-Fräse. Das Frästeil hat unterschiedliche Rundungen, und es müssen entweder mehrere Aufspannungen oder tiefe Hinterschnitte vorgesehen werden.

Foto: Multimaster Starlock-Adapter
Fein Multimaster (links), originales Fein-Sägeblatt mit Starlock-Verschluß (Mitte) und billiges Drittherstellerblatt mit Adapter (rechts) (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Die zweite Variante bietet sich dann an, wenn schon einige abgenutzte Original-Sägeblätter vorhanden sind. Bei vielen Werkzeugen müßte nur die Nietverbindung gelöst und ein neues Billig-Sägeblatt angenietet werden.

Es ist sogar denkbar, daß Adapter auf dieser Basis verkauft werden dürften, da hier ein vom Patentinhaber verkauftes Teil weiterverwendet würde (Erschöpfungsgrundsatz). Aber ich bin kein Jurist. Wer so etwas ernsthaft in Erwägung zieht, sollte vorher einen guten Patentanwalt konsultieren.

Foto: Multimaster Starlock-Adapter
Mit dem Adapter läßt sich auch ein preisgünstiges Drittherstellerblatt genau wie das Original-Blatt in der Werkzeugaufnahme einsetzen und verriegeln. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Da meine Maschine noch nagelneu ist und noch keine stumpfen Sägeblätter vorhanden sind, habe ich mich für die dritte Variante entschieden. Der Adapter entstand aus 7 mm starkem Messing und bildet die Außenkontur als zweidimensionalen Zwölfkant ab. Die Innenkontur für die Verriegelung ist nur als kreisförmige Bohrung ausgeprägt.

Der Adapter läßt sich genau wie ein Original-Sägeblatt in der Werkzeugaufnahme einrasten.

Das Sägeblatt wiederum ist einfach mit ein paar Schrauben befestigt. Das erlaubt zwar keinen schnellen Wechsel zwischen Sägeblatt und Adapter — aber das kleine Messingteil ist ohnehin recht schnell mehrmals hergestellt. Außerdem werden sich vermutlich nicht viele Sägeblätter nach dem alten System einfinden.

Fazit

Der Fein Multimaster FMM 350 QSL ist zweifelsohne ein tolles Gerät. Es liegt gut in der Hand, ist recht vibrationsarm und vereinfacht viele Holzarbeiten. Aufgrund der oben beschriebenen Einschränkungen bei der Verwendung von Werkzeugen von Fremdherstellern würde ich mit dem jetzigen Wissen allerdings das Vorgängermodell FMM 350 Q mit „Quick-In“-Aufnahme bevorzugen.


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