Bücher scannen

Egal, ob es darum geht, mit leichterem Urlaubsgepäck zu verreisen oder mit einem geliehenen Buch etwas länger arbeiten zu können: Das Einscannen von Büchern ist manchmal die Methode der Wahl.

Foto: linke Seite des Flachbetts
Bücher scannen mit dem Buchkantenscanner (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Ich lese sehr gerne klassische Bücher aus Papier. Der Kontrast ist selbst bei hellem Sonnenschein perfekt, sie sind unempfindlich gegen Sand und Staub und vor allem geht das Blättern sehr schnell und flüssig. Trotzdem geht manchmal nichts über ein PDF auf einem Tablet — vor allem unterwegs.

Nach mehreren mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen, einen eigenen Buchscanner, zu bauen, der die Seiten abfotografiert, hat ein klassischer Buchkantenscanner bei mir Einzug gehalten.

Buchkantenscanner Avision FB 2280E

Der Avision FB 2280E wurde als klassischer Buchkantenscanner beworben und verkauft, und hält im Großen und Ganzen auch das, was er verspricht. Er ist für Einzelseiten gedacht, d.h. bei Doppelseiten muss man zweimal auflegen.

Scan: Testbild Millimenterpapier zum Rand
Testbild: Bis zum Rand scannen
Das Millimeterpapier wurde am rechten Rand bündig mit der Glaskante angelegt. Der Scanner hat es geschafft, bis zu ca. 2 mm am Rand einzuscannen. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Die Buchkante hat einen Winkel von 122°, d.h. Bücher müssen zum einscannen so weit aufgeschlagen werden. Der Scanner scannt bis ca. 2 mm zum Rand der Glaskante.

Für einen Flachbett-Scanner ist er ziemlich schnell. Bei 300 DPI Farbe oder Graustufen ist die Geschwindigkeit vergleichbar einem Fotokopierer aus den 2010er-Jahren. Mit der Geschwindigkeit verringert sich auch das Risiko, daß sich der Buchblock beim Scannen verschiebt. Deswegen ist es meistens unnötig, den Scannerdeckel zu schließen. Praktischerweise läßt er sich sehr leicht abnehmen.


Scan: Testbild Millimeterpapier mit zunehmendem Abstand
Test der Tiefenschärfe:
Millimeterpapier wurde auf eine ebene Platte geklebt, die am rechten Rand bei 20 cm um 4 cm gegenüber der Glasfläche angehoben ist. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Als CCD-Scanner besitzt das Gerät eine hervorragende Tiefenschärfe.

Da mich interessiert hat, wie gut sie wirklich ist, habe ich einen einfachen Test mit einer schrägen Scanvorlage gemacht. Perpektivische Verzerrung und Abnahme der Helligkeit bei zunehmendem Abstand lassen sich natürlich prinzipbedingt nicht vermeiden, aber bis zu einem Abstand von 3 cm bleibt alles scharf und bis zu 1 cm Abstand auch gut beleuchtet.

Scan: Testbild Millimeterpapier mit zunehmendem Abstand
Testbild: Tiefenschärfe
Steigung 20% bedeutet, daß die 100-mm-Spalte 20 mm vom Scannerglas entfernt ist.
Wie man sieht, bleibt das Bild auf der ganzen Tiefe von ca. 3 cm scharf. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Für das Einscannen von Büchern bedeutet es, daß man sich keine große Mühe zu geben braucht, den Buchblock anzupressen, damit die Seiten eben liegen.

Der TWAIN-Treiber bietet ein paar nette Besonderheiten:

Dem Gerät liegt eine (ältere) Version von Nuance PaperPort bei.

Damit der Scannertreiber die Seitengröße automatisch zuschneiden kann, ist der Scan-Hintergrund schwarz. Das bedeutet, bei einem gelochten Blatt sollten die Löcher mit einem leeren Blatt hinterlegt werden, oder sie müssen später bei der Bildbearbeitung herausgestempelt werden. Der schwarze Hintergrund bedeutet allerdings auch, daß beim Scannen von Einzelblättern die Rückseite nicht durchscheint. Für das Scannen von Büchern ist das weder ein Vor- noch ein Nachteil.

Als CCD-Scanner nimmt das Gerät bei Nichtgebrauch viel Platz im Schrank ein. Und es fehlen Anlagekanten, um Papier oder Bücher schnell gerade aufzulegen.

Anlagekanten/Anschläge

Foto: linke Seite des Flachbetts
Auf beiden Seiten fehlt dem Scanner von Haus aus eine Anlagekante (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der Scannertreiber bietet die Möglichkeit, die gescannten Seiten automatisch zuzuschneiden. Damit haben aber alle Bilddateien unterschiedliche Größen. Es gibt mehrere Gründe, Bilddateien mit exakt der gleichen Größe zu bevorzugen, insbesondere ist die spätere Stapelverarbeitung später einfacher. Deswegen bevorzuge ich es, den Buchblock mit dem Lineal auszumessen und die Seitengröße manuell im TWAIN-Treiber einzustellen.

Jetzt wäre es noch schön, wenn es einfacher wäre, den Buchblock bei jeder Seite auf die gleiche Position zu legen.

Hier hat es einem der Hersteller aber nicht leicht gemacht. Vielleicht 4 mm² hat ein Kunsstoffknubbel an der linken Seite. Beim Buchscannen ist das die perfekte Methode, um Seiten zu knicken oder einzureißen. Auf der rechten Seite ist es kaum besser. Es existiert eine 3 mm hohe Kante, die aber großzügig abgerundet ist.

Hier schaffen zwei 3d-gedruckte Anschläge Abhilfe. Sie sind 8 mm hoch und bieten damit einen satten Anschlag, sind aber noch niedrig genug, das Seiten, die (z.B. wegen des Buchdeckels) nicht komplett angedrückt werden können, noch scharf und hell abgelichtet werden.

Foto: linke Seite des Flachbetts
Zwei 3d-gedruckte Anschläge verschaffen Abhilfe (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Der linke Anschlag (weiß) ist von der Geometrie so, daß er nicht mit dem Scannerdeckel kollidiert, und kann deswegen dauerhaft am Gerät bleiben.

Der rechte Anschlag (rot) muß vor dem Zuklappen des Scannerdeckels wieder entfernt werden.

Foto: Einrichten Anschläge mit Geodreieck
Der rechte Anschlag läßt sich am leichtesten einrichten, indem ein dünnes Stück Pappe oder ein dünnes Lineal zwischen Buchblock und Anschlag gelegt wird. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Sie werden mit Klebeband am Scanner-Rand befestigt. Am besten funktioniert das Klebeband, das mit dem Scanner als Transportsicherung mitgeliefert wurde. Es hält dauerhaft, läßt sich aber auch dauerhaft rückstandsfrei wieder ablösen.

Es ist vorteilhaft, wenn die Anschläge mit ca. einem halben Millimeter Luft zum Buchblock befestigt werden, damit dieser sich leichter einlegen und abheben lässt.

Workflow

Zum Scannen von Büchern hat sich bei mir der folgende Workflow bewährt:

Scannen in PaperPort oder IrfanView

Zum eigentlichen Scannen der Seiten haben sich in der Vergangenheit sowohl Nuance PaperPort (liegt vielen Scannern als Zusatzsoftware bei) oder IrfanView (Freeware) als sehr geeignet herausgestellt. Beide Programme erlauben komfortable Serien-Scans und Speichern im TIFF- oder PNG-Format.

PaperPort füllt beim Hochzählen des Dateiindexes beim Scannen immer die Lücken, und es läßt sich auch kein Startindex festlegen. Deswegen sollte hier der Buchscan immer in einem neuen, leeren Verzeichnis erfolgen. Dringend sollte man es sich verkneifen, schon während des Scannens fehlerhafte Seiten zu löschen, ansonsten bringt man sich die Numerierung durcheinander.

IrfanView erlaubt es, beim Serienscan den Startindex festzulegen und stört sich nicht daran, wenn Zwischendurch schon wieder Bilder gelöscht wurden.

Beide Programme erlauben ein Anschauen und Durchscrollen der Dateien im Dateimanager auch dann, wenn der Scanvorgang noch nicht abgeschlossen ist, und neigen im Gegensatz zu anderen Scan-Programmen nicht dazu, sich in den Vordergrund zu drängen (engl. focus stealing) oder andere Bedienfunktionen am PC zu blockieren.

TWAIN-Einstellungen

Bilder drehen und Bildrand bereinigen mit PaperPort

PaperPort verfügt über eine gut funktionierende Funktion Bildrand bereinigen in den SET-Optionen. Sollten alle oder einzelne Seiten auf dem Kopf stehen, lassen sie sich ebenfalls hier schnell per Mausklick passend drehen.

PDF-Erzeugung und -Komprimierung in Adobe Acrobat

Adobe Acrobat ist zum Scannen ein denkbar ungeeignetes Programm, weil das Fenster sich beim Scannen immer wieder in den Vordergrund drängt (engl. focus stealing). Was aber selbst in älteren Versionen hervorragend funktioniert, ist die Datenkompression eingescannter Seiten. Hier ist es anderen Programmen wie dem deutlich preisgünstigeren PDFXChange Editor oder PaperPort weit überlegen.

Bei der Dateigrößenverringerung werden auch automatisch kleine Hintergrundflecken entfernt und schräg eingescannte Seiten geradegerückt.

Downloads

zip STL-Dateien für die Scanner-Anschläge
DL1DOW German Amateur Radio Station