Neuzugang in meiner kleinen Werkstatt ist eine Biegemaschine „HBM 1.0 × 305 3 in 1“, die fast baugleich auch unter den Namen „Bernardo 3 in 1 305“ und „Holzmann UBM 305“ verkauft wird. Mit ihr lassen sich dünne Flachprofile biegen und dünne Bleche biegen, abkanten und schneiden. Mit ein paar kleinen Verbesserungen ist sie eine deutliche Bereicherung für meine Hobbywerkstatt.
Eigentlich war ich in den Weiten des Internets auf der Suche nach der Kinematik einer Abkantbank, als ich in einem Blog[1] auf die Vorstellung einer interessanten Kombimaschine stieß. Sie ist recht billig bei unterschiedlichen Anbietern unter unterschiedlichen Namen erhältlich, mit ihren knapp 40 kg auch für die kleine Hobbywerkstatt geeignet, weil sie nach getaner Arbeit problemlos wieder vom Werktisch geräumt werden kann und taucht auch regelmäßig auf dem Gebrauchtmarkt auf.
Vom Vorbesitzer in einem offenen Schuppen untergebracht, hat mein Exemplar leichte Rostschäden an den verchromten Teilen. Glücklicherweise hat der Vorbesitzer es aber nie für nötig gehalten, an allen anderen Teilen als der Kurbel die Fettschicht, die im Auslieferungszustand die Maschine vor Rost schützen soll, zu entfernen. (Dieses Fett erkennt man daran, daß bei einer Berührung eingefetteter Teile die Fingerspitzen zuerst anfangen zu kribbeln und anschließend taub werden.)
Nach dem Zerlegen läßt eine Reinigung mit Topfbürste, Stahlwolle und Petroleum eine erstaunlich intakte Maschine zum Vorschein kommen.
Leider läßt sich die Maschine nicht einfach präzise ausrichten, so daß sich die angetriebene Walze leichtgängig drehen läßt. Bedenkt man, daß Anlageflächen vor dem Zusammenbau nicht vom Lack befreit wurden, wundert das allerdings nicht. Auch insgesamt ist die Verarbeitung eher schwach (siehe auch unter Kritik).
Das Schneiden von Aluminium bis 1,6 mm geht recht gut, bei Stahl sind 0,5 mm auch kein Problem. Die in der Produktbeschreibung genannten 1mm dürften allerdings schwer werden.
Leider neigt die Schere dazu bei optimalem Schneidspalt nach einer Weile zu verkanten. Ursache ist die Führung der beweglichen Wange/des Biegegesenks.
Das Biegen schmaler Aluminium-Streifen geht ganz gut — es entsteht allerdings viel Abrieb. Ärgerlich ist es, daß der Walzenspalt sich beim Reversieren deutlich ändert. Hier hätte die Walzenführung präziser gestaltet werden können. Insgesamt läßt sich ein 2 mm starker Aluminiumstreifen aber problemlos auf den Walzendurchmesser biegen.
Am problemlosesten funktioniert tatsächlich das Kanten im Gesenk. Hier sind Biegewinkel von 120 ° (bzw. Öffnungswinkel von 60 °) möglich. Durch den segmentierten Stempel lassen sich auch Wannen in den entsprechenden Breiten herstellen. Die Segmente lassen sich relativ schnell und unproblematisch verstellen. Es können Streifen bis zu einer Breite von minimal ca. 10 mm abgekantet werden.
Schneiden: Der Führung der beweglichen Wange besteht aus zwei M8-Schrauben und verstellt sich leicht. Hat man den Schneidspalt präzise eingestellt, lockern sich die Schrauben schon nach wenigen Spielen, was dazu führt, daß die Schneiden verkanten.
Provisorisch wurde die Führung mit Unterlegscheiben aus POM und mit flüssiger Schraubensicherung verbessert. Es bleibt zu warten, inwieweit dies zur Dauerlösung taugt.
Schneiden: Der Winkelanschlag ist alles andere als gerade ausrichtbar und sehr kurz.
Unten ist eine Verbesserungsmöglichkeit beschrieben.
Insgesamt läßt die Fertigungspräzision zu wünschen übrig. Die Senkungen im Querbalken sind unterschiedlich tief. Auf Anlageflächen befindet sich Farbe. Die Maschine läßt sich nicht so präzise ausrichten, daß die Walzen leichtgängig sind.
Verbessern läßt sich dies durch ein Überfräsen der Anlageflächen
Nichtdestotrotz konnte schon das erste nützliche Teil mit der Maschine hergestellt werden.
Weiter oben stellte sich die Frage, ob die unterschiedlich tiefen Senkungen im Querbalken symptomatisch für die Präzision der kompletten Maschine sind. Diese Frage beantwortete sich wie von selbst bei der Suche nach der Ursache der extremen Schwergängigkeit und ihrer Behebung.
Die Maschine wurde wieder komplett zerlegt, um die beiden seitlichen gegossenen Rahmenteile bearbeiten zu können. Eine 20mm-Erodierelektrode aus der Restekiste, die zufällig genau die passende Toleranz für die Passung der angetriebene Walze hatte, wurde als Paßstift mißbraucht, um die beiden Rahmenhälften direkt miteinander zu verbinden. Und siehe da: Die Anlageflächen der beiden Rahmenteile haben knapp 2 mm Versatz zueinander! Damit ist die Schwergängigkeit definitiv kein Rostschaden.
Also wurden die beiden Rahmenteile provisorisch miteinander verstiftet und auf der Fräse überplant. Da der Platz sonst nicht ausreichte, mußte dazu die schnelldrehende Zweitspindel herhalten, deren untere Drehzahlgrenze bei 5000 U/min liegt. Als Fräser für das Bearbeiten von Grauguß bei diesen Drehzahlen haben sich billige VHM-Fräser für die Oberfräse bewährt.
Die Anlageflächen am Querbalken waren vor der Überarbeitung noch gar nicht existent (sondern noch mit Farbe überstrichen). Am Stempel scheint der Hersteller leichte Bemühungen gezeigt zu haben, soetwas wie eine Anlagefläche herzustellen — zumindest sind Frässpuren sichtbar. Allerdings hatten diese „Anlageflächen“ keinerlei Winkelbezug zur Stempelhalterung an der Vorderseite. Kurzerhand wurden diese vier Anlageflächen ebenfalls überfräst.
Nach dem Zusammenbau zeigt sich der Erfolg dieser Aktion: Die Walze läßt sich endlich von Hand (ohne den Hebelarm der Kurbel) drehen. Ein eine Falscheinstellung der Füße verwindet das Gestell immer noch so, daß die Walze etwas schwergängiger wird, aber so schwergängig, wie vor der Überarbeitung bekommt sie selbst dann nicht, wenn man das Gestell mit viel Kraft verwindet.
Jetzt lassen sich auch das bewegliche und das feststehende Schermesser so einstellen, daß der Schneidspalt minimal ist und das Messer nicht mehr verkantet.
Im Originalzustand besteht der Schneidanschlag aus einem Metallblock, der mit zwei Schrauben auf den Tisch, der auch das feststehende Messer trägt, geschraubt ist. Es ist erstaunlich, daß man ein solches Teil so fertigen kann, daß er sich nicht winklig einstellen läßt.
Der Ersatz besteht aus einem einfachen Metallwinkel mit einem ausreichend großen Einstellbereich und verfügt über eine Aussparung, die ein Verstellen des feststehenden Messers auch bei montiertem Anschlagwinkel erlaubt.
Damit ist auch die Tafelschere für ihren ursprünglich angedachten Einsatzzweck (das Schneiden von Leiterplatten) einsatzfähig. Da die Maschine jetzt ausreichend leichtgängig ist, kann die Kurbel mit einer Hand bedient werden, so daß der schlecht funktionierende Niederhalter verschmerzbar ist.
Nach der Überarbeitung durch den Endanwender bekommt die Maschine nach und nach die Eigenschaften, die sie von Anfang an hätte haben sollen.